5. April 2019
Heute werden wir Griechenland verlassen und in die Türkei einreisen. Wir waren beide noch niemals in diesem Land und wir sind gespannt, was uns erwartet.

Von Alexandropulis bis zur türkischen Grenze Ipsala ist es knapp 1 Stunde Fahrt. Durch karge, windige Ebenen führt die Strasse. An der Grenze fahren wir an einer langen Schlange LKW’s vorbei. Die wartende PKW Schlange ist dagegen kurz und besteht aus etwa 15 Autos. Nach ca. 1 Stunde haben wir die Grenze hinter uns und sind in der Türkei. Die Abfertigung ist problemlos. George muss seine wasserdichte Rolle und das Topcase öffnen, bei mir reicht ein Blick des Zöllners auf das geschlossene Gepäck.

Für die Nacht haben wir in dem winzigen Dörfchen Alciepe eine günstige Unterkunft. Ein kleines Häuschen ganz für uns.

Unterwegs werden wir von der Strassenpolizei gestoppt, die unsere Führerscheine kontrollieren. Sie sind sehr freundlich, heissen uns willkommen in ihrem Land und betonen, dass George und sie Nachbarn sind. Annette: „Bei mir stellt einer der Polizisten lächelnd fest, dass in meinem Namen das Wort „Mutter“ enthalten ist. Denn in der Türkei heisst Mutter „Ane“.“ Alle folgenden Polizeikontrollen in der Türkei verlaufen immer freundlich und mit Interesse, woher wir kommen und wohin wir fahren.

Im Dorf Alciepe werden wir von unserem Gastgeber erwartet. Zur Begrüssung bekommen wir ein Schälchen Oliven und Öl aus eigener Herstellung und unser Häuschen wird geheizt, damit wir nicht frieren. Die Haustür kann man nicht abschliessen, aber unser Bauchgefühl sagt uns, dass das auch nicht nötig ist. Im Dorf essen wir in einem kleinen Restaurant und die Einwohner sind überaus freundlich und interessiert. Die jüngeren können Englisch, mit den älteren geht die Kommunikation nur mit Händen und Füssen. Einen türkischen Kaffee bekommen wir zum Schluss umsonst. Das sind unsere ersten positiven Erfahrungen in der Türkei. Jetzt wird es Zeit, sich die wichtigsten türkischen Worte einzuprägen. „Hallo“ (Merhaba), „Tschüss“ (Gülegülä) und vor allem „Danke“ (Teschekür ederim)

06.04.2019
Die Wettervorhersage zeigt für die nächsten Tage viel Regen und starke Gewitter, bis runter nach Izmir und wir beschliessen, bis zum Mittwoch in Alciepe zu bleiben.

George: „Ich möchte das Griechenlandvideo fertig stellen und hier haben wir es günstig, gemütlich und warm.“ Viel zu erleben gibt es in diesem Dörfchen nicht. Im Zentrum gibt es viele Restaurants und lange Reihen von Marktstände, die Andenken, Kopftücher, gestrickte Puppen und Oliven verkaufen. An jedem Stand gibt es fast exakt die gleichen Produkte. Am Vormittag fahren viele grosse Busse ins Dorf und spucken Massen von Menschen aus. In dieser Gegend fanden in den vergangenen Kriegen furchtbare Schlachten mit vielen Toten statt. Es gibt in der näheren Umgebung diverse Soldatenfriedhöfe und Mahnmale, die offensichtlich ein beliebtes Ausflugsziel sind.

08.04.2019
Der Morgen beginnt mit strahlend blauem Himmel. Kein Regen in Sicht. Wir schwingen uns kurz vor Mittag auf die Motorräder, um ein bisschen die Gegend zu erkunden. Das Canakkale-Mahnmal ist schon von weitem sichtbar und wir wollen uns das aus der Nähe anschauen. Nach ca. 10 Minuten und einigen Fotos beginnt es wie aus Eimern zu schütten und zu gewittern und der Regen wird immer stärker. Schnell machen wir uns auf den Rückweg.

10.04.2019
Der Himmel ist zwar immer noch bewölkt, aber es regnet nicht. Wir starten gegen 9 Uhr. Unser Ziel liegt nur 50 km entfernt. Das berühmte Troja. Diese Ausgrabungsstätte wollen wir unbedingt sehen und haben grosse Erwartungen.

Aber zuerst gelangen wir mit der Fähre über die Meerenge Dardanellen in die Stadt Canakkale und somit nach Kleinasien. Ganz unspektakulär und in ca. 10 Minuten.

George kauft uns zwei SIM-Karten bei Turkcell, damit wir in der Türkei mobiles Internet haben. Ich bewache derweil die Motorräder. Nach der Stadt geht es auf kleinen Strässchen weiter. Wenige Kilometer vor Troja sind die Wege voller Schlamm und rutschigem Matsch. Hier muss es in den letzten Tagen auch wie aus Kübeln gegossen haben.

Nahe der Ausgrabungsstätte mieten wir uns in einer Pension ein, denn wir möchten gerne das fertige Griechenlandvideo uploaden und hoffen auf stärkeres Internet, als in der vorherigen Unterkunft. Nachdem das Laptop angeschlossen ist, damit das Video uploaden kann, machen wir uns neugierig auf den Weg, das berühmte Troja zu besichtigen.

Eine breite Allee führt zu einem grossen Tor. Man erwartet nun wirklich etwas ganz besonders. Die antike Stätte Troja kostet mehr als 5 Euro Eintritt für uns beide und ist eine Enttäuschung. Ausser einem grossen hölzernen Trojanischen Pferd gibt es fast nur Steinhaufen. Aber vielleicht fehlt uns heute auch nur der Blick für das Schöne. Genervt kehren wir in die Unterkunft zurück. Was die Laune nicht verbessert, denn das Internet ist so schlapp, dass es mit dem uploaden nicht klappen will. Und wieder geht etwas kaputt. An Annettes Sena-Kommunikationsgerät lässt sich die Kamera nicht mehr anschalten. Als „Sahnehäubchen“ stinkt das Zimmer nach Urin, wir streiten uns, George hat Alpträume, wir schlafen beide schlecht. An diesem Tag ist der Wurm drin. Auch so was muss man auf einer Reise ertragen können.

11.04.2019
Gerädert und noch müde starten wir am nächsten Morgen. Unser Ziel an diesem Tag ist Ayvalic, Nähe Edremit. In unserem Navi haben wir „Autobahn vermeiden“ eingestellt und das Navi führt uns, statt am Meer entlang, in die Berge…immer weiter…immer einsamer. Zuerst ist das Strässchen noch gut, dann reiht sich ein Schlagloch ans andere, irgendwann besteht die Strasse nur noch aus rutschigem, immer tiefer werdendem Matsch. Eine Weile schliddern wir durch den Matsch, aber der will kein Ende nehmen und es geht Berg rauf und Berg runter. Man muss streckenweise das Motorrad mit den Füssen abstützen. Annette:“ Ich habe damit Probleme, denn ich bekomme bei solchen Manövern Krämpfe in den Hüften….wäre die Strecke trocken, könnte man sie bestimmt gut fahren.“ Der Matsch ist sicherlich auch eine Folge des starken Dauerregens in den letzten Tagen. Frustriert drehen wir um und nehmen im Navi das Häkchen von „Autobahn vermeiden“ und landen auf der normalen, vierspurigen Strasse Richtung Izmir. Das Navi stuft diese Strassen anscheinend als „Autobahn“ ein.

In Ayvalic finden wir ein günstiges Hotel und lernen direkt eine in Frankfurt lebende türkische Familie kennen….die uns Hilfe anbietet, wenn wir welche brauchen…ah, super…denn wir haben entdeckt, dass Motomax in Istanbul Sena-Geräte verkauft. Der Kauf reisst ein ziemliches Loch in die Reisekasse, aber Videos während der Fahrt aus Sicht der Enfield und der Tenere sind uns wichtig. Die Seite von Motomax ist auf türkisch. Die Tochter der Familie und ein netter Angestellter aus dem Hotel, helfen uns bei der online-Bestellung. Das Paket soll direkt am nächsten Tag da sein. Prima, denn Ayvalic ist kein Ort, wo es sich lohnt, länger zu bleiben.

12. 04. 2019
Frustriert erfahren wir am Morgen, dass das Paket erst am Montag ankommen wird, weil UPS am Wochenende nicht arbeitet. Das heisst, wir müssen in Ayvalik ausharren. Das Zimmer ist günstig incl. Frühstück, aber es ist wirklich winzig. Es passt nur ein Doppelbett hinein, an dem man sich vorbeiquetschen muss, kein Tisch, kein Stuhl… und im Bad gibt es keine abgetrennte Dusche. Wenn man duscht, ist alles überflutet. Auf dem winzigen Balkon stehen zwei Stühle. Am Samstag findet eine Hochzeit im Hotel statt. Die beiden Stühle werden gebraucht und verschwinden vom Balkon…ohne uns zu fragen. Zum Glück haben wir noch unsere Helinoxstühle.

Das alles wird wett gemacht durch die sympatischen Leute, die im Hotel arbeiten. Abends gibt es live Musik und Ilhan, der auch für die Gäste Tee und Essen kocht und sie bewirtet, ist abends der Entertainer, neben einem Keyborder und einem Bouzukispieler.

Zudem tritt noch eine Sängerin im knackigen Minikleid auf, die so hochhackige Schuhe trägt, dass man ständig in der Sorge ist, sie könne umknicken und sich etwas brechen. Die live Musikabende laufen immer gleich ab: Erst spielen und singen Keyborder und Bouzukispieler. So lange und so langweilig, dass man unbedingt Raki trinken muss, um irgendwie in Stimmung zu kommen. Dann singt die Sängerin auf „Stelzen“. Die Stimmung steigt langsam. Gegen 23 Uhr betritt Ilhan die Bühne und da die meisten schon gut Raki konsumiert haben, ist es nicht so schwer für ihn, die Leute zum mitsingen und tanzen zu animieren. Die Stimmung steigt, bis der Raki die Leute so besoffen und müde macht, dass einer nach dem anderen nach hause wankt.

15.04.2019
Unser Paket mit dem Sena-Gerät kommt am Montag Nachmittag an. Hurra! Wir freuen uns, dass wir am Dienstag endlich weiter fahren können.
An unseren Motorradketten haben sich Roststellen gebildet….es heisst ja auch: Wer rastet der rostet. Anscheinend reicht für die Antriebsketten dazu ein einziges Wochenende. Wir nutzen diesen Tag, reinigen die Ketten und ölen sie ein.

16.04.2019
Nachdem wir unsere Motorräder bepackt und uns von allen verabschiedet haben, machen wir uns auf den Weg nach Pamukkale. Bis Pamukkale sind es 370 km. Je höher es in die Berge geht, desto kälter wird es und es ist sehr windig. Die Strecke ist gut zu befahren, aber extrem eintönig.

17.04.2019
Pamukkale hat zwei Seiten. Einmal das Dorf, welches auf den ersten Blick wie jedes andere Dorf wirkt. Hier suchen wir uns eine günstige Bleibe. Frauen aus dem Dorf bieten privat bestickte Stoffe zum Verkauf. Wir müssen ihnen mit Gesten klar machen, dass wir leider keinen Platz auf den Motorrädern für Souveniers haben.

Oben Richtung Ausgrabungsstätte, gibt es unzählige Souveniershops, Restaurants und Hotels. Der Ort ist anscheinend auch bei Asiaten beliebt, denn es gibt viele Chinarestaurants. Busseweise werden die Touristen heran gekarrt. In Pamukkale bleiben wir zwei Nächte, da wir uns die Kalksteinterrassen und Hierapolis anschauen wollen. Die weissen Kalksteinterrassen wirken aus der Ferne wie ein eisiger Gletscher.

Wir leisten uns den Eintrittspreis von 50 TL für die Kalksteinterrassen und die Ausgrabungsstätte, und diesmal lohnt es sich.

Relativ früh machen wir uns auf den Weg. Es sind morgens noch nicht so viele Touristen dort. Bis zu 5000 Menschen besuchen nämlich täglich diese Sehenswürdigkeit. Der Kalkstein ist rau und nicht rutschig, das Wasser angenehm warm. Unsere Füsse sind hinterher so richtig schön sauber gerubbelt.

Danach wandern wir Stunden lang durch das riesige Gelände von Hierapolis. Überall blühen Blumen und vor allem Mohnblumen, was die alten Gemäuer noch schöner erscheinen lässt.

18.04.2019
Am nächsten Tag starten wir Richtung Egirdir, wo wir übernachten wollen. Unterwegs haben wir einen Stop am Salda See eingeplant. Es ist ein tektonischer und sehr sauberer See, vor Urzeiten entstanden und die Strände sind wegen dem Magnesiumghalt weiss.

Wir fahren eine Runde um den See und sind vom Farbenspiel des Wassers begeistert. Die Luft ist klar und die Sonne scheint. Kein Mensch hier unterwegs. Im Sommer ist das sicherlich anders, denn es liegt leider einiges an Müll herum.

Egirdir liegt am gleichnamigen See. Wir steuern ein Apartment an, das auch eine Waschmaschine hat, denn unsere Kleidung hat eine Wäsche dringend nötig. Der Besitzer, bzw. seine Frau, kocht uns eine leckere und günstige Mahlzeit. Unsere Wäsche ist am nächsten Morgen trocken. Alles bestens.

19.04.2019
An diesem Tag probieren wir ein Nebensträsschen durch die Berge von Egirdir nach Beysehir. In der Türkei sind die Nebenstrassen meistens in gutem Zustand. Die Einheimischen fahren gerne schnell und nutzen lieber die Hauptstrassen. Das heisst, dass die Nebenstrecken angenehm wenig befahren sind.

Zuerst ist die Strasse breit und gut. Dann geht es immer bergauf und irgendwann zeigt das Navi links ab. Geradeaus geht die breite Strasse weiter, aber wir folgen dem Navi einem immer enger werdenden Strässchen. Es geht in schönen Kurven immer weiter hinauf, durch ein Dorf und zum Teil gibt es keinen Asphalt. Freilaufende Kühe und Ziegen queren unseren Weg, aber ausser einem dicken LKW begegnet uns kein anderes Fahrzeug. Für den LKW müssen wir an der Seite anhalten, denn der Weg ist zu schmal. Die Aussichten sind herrlich. Das ist mal endlich wieder eine Strecke, wie wir sie mögen.

Auf solchen Strecken kann die Himalayan ihre Stärken beweisen und das Fahren macht richtig Spass.

Oben auf dem Berg angekommen, rieselt ein leichter Schnee, es ist richtig kalt. Auf den Tannen liegt eine weisse Schicht. Gar nicht so weit entfernt sehen wir schneebedeckte Gipfel und sind fast auf gleicher Höhe mit diesen. Wie eine Märchenlandschaft. Wir sind auf 1806 m.

Dann geht es runter zum Beysehir See.

Der See ist rundherum sumpfig. Hier haben zahlreiche Störche einen idealen Lebensraum.

Die letzten Kilometer bis Beysehir, das auf 1200 m liegt, fahren wir auf einer Schnellstrasse. Plötzlich wird die Himalayan immer langsamer, trotz Vollgas. Ich schalte runter und wieder rauf….aber auf mehr als 60 km/h kommt die REH nicht. Nach ca. 3 km zieht das gute Stück plötzlich wieder und fährt, als wäre nichts gewesen. Eigenartig. Das macht uns natürlich Sorge. Was könnte das sein? Bitte nicht schon wieder Malessen!! So etwas verunsichert in der Hinsicht auf die weitere Reise.

 

20.04.2019
AprilApril….der macht, was er will, und das auch in der Türkei. Es naht mal wieder eine Schlechtwetterfront und diesmal mit eisiger Kälte und Schnee, Richtung Konya und Kappadokien. Es ist ja schön, wenn Hotelzimmer eine Heizung haben, falls die sich auch abstellen lässt, was nicht immer der Fall ist. An diesem Morgen wachen wir schwitzend, mit ausgedörrter Kehle, in dem überheizten kleinen Hotelzimmer, auf. Was tun?

Unsere Laune ist mies. Wir hatten so viel Regen in den letzten 20 Tagen und jetzt dazu Schnee und Frost? Da kann nur Sonne eine positive Wirkung haben.

So beschliessen wir, Richtung Mittelmeer zu fahren.

Das ist ja die Freiheit, die wir auf so einer Reise haben. Wir müssen uns an keinen Plan halten, keine bestimmte Strecke fahren, wir haben Zeit. Wir bestimmen, was wir wollen und uns gut tut.

Die 200 km Richtung Alanya führen bis auf fast 2000 m. Das könnte kühl werden und wir ziehen alles an, was unter die Motorradklamotten passt. Wie gepresste Leberwürste steigen wir auf unsere Motorräder. Wir fahren die Hauptstrasse. Der Verkehr wird dichter und es gibt immerhin bergauf zwei Fahrspuren zum Überholen. Anscheinend wollen viele dem kalten Wetter an diesem Wochenende entfliehen. Die Aussichten auf die Berge sind grandios, aber wir müssen konzentriert fahren, denn die türkischen Autofahrer haben es, wie so oft, sehr eilig. Annette: „Die Enfield quält sich die Berge hoch, so schnell sie kann und bleibt immer mal wieder hinter einem LKW „kleben“, denn mal kurz Gas geben und überholen, geht nicht. George muss dann öfter irgendwo warten, bis die Himalayan es auch geschafft hat.“

Trotzdem wir eingepackt sind, wie für eine Grönlandexpedition, schlottern wir vor Kälte. Aber irgendwann sehen wir in der Ferne das Meer, es wird wärmer und wir haben es geschafft.

Auf der Seite von Overlander entdecken wir in der Nähe von Manavgat einen günstigen Campingplatz mit Blick aufs Meer, gutem WLAN, Küche…und vor allem Sonne und Wärme.

22.04.2019
In Manavgat gibt es eine Yamahawerkstatt….es wird nicht die letzte auf dieser Reise sein, die wir besuchen…aber das wissen wir an diesem Tag noch nicht. Da bei beiden Motorrädern Ölwechsel nötig ist, lassen wir es in dieser Werkstatt machen. Der Besitzer spricht deutsch und englisch. Der Service wird sofort gemacht und dauert für beide Motorräder ca. 1,5 Std. Bei der Tenere sind mittlerweile alle vier Blinker abgebrochen und notdürftig mit Panzerklebeband befestigt. Neue Blinker können auf die Schnelle nicht besorgt werden.

Der Mechaniker, der die Himalayan in die Werkstatt fährt, setzt sich drauf und hat sogleich das typische Himalayangrinsen im Gesicht. Dann fährt er im Stehen los und prüft mal gleich die Federn, indem er hoch und runter wippt. Offensichtlich hat er Freude an der REH. Mit frischem Öl, gereinigten Ketten, bei der Tenere wird auch das Ventilspiel überprüft, alles einmal durchgeguckt und blitzeblank gewaschen, bezahlen wir 150,- Euro für beide Motorräder incl. 2 Dosen Kettenöl, 1 Dose Kettenreiniger und ein paar Motorradhandschuhe.

25.04.2019
Mit unseren Mitcampern, Nico und Valerie aus der Schweiz, verbringen wir zwei lustige Abende. Die beiden jungen Menschen sind mit ihrem roten Toyotabus auf grosser Tour. Nico hat spontan die Himalayan gezeichnet und besitzt noch ganz andere Fähigkeiten. Er erstellt für uns ein tolles Intro für unsere Videos. Fast einen ganzen Tag sitzt er an dieser Arbeit und will uns das schenken. Das können wir so nicht annehmen. Einen Obulus müssen wir ihm aufzwingen.

An diesem Tag fahren wir lange an der Küste entlang. Zunächst geht es durch die Touristenorte mit riesigen Hotelanlagen, aber irgendwann windet sich die Strasse hoch in die grün bewaldeten Berge. Einige stinkende LKW müssen wir überholen, wobei sich mal wieder die schlappen 25 PS der Himalayan als Hindernis outen. Wir halten an einem Stand, der türkische Bananen verkauft und erwerben ein Kilo. Weniger gibt die Verkäuferin nicht ab.

Etwa 30 km vor Anamur halten wir an einem kleinen Strassenlokal. Dort werden Gözleme auf dem offenen Feuer gebacken. Das sind hauchdünne gefüllte Teigfladen. Wir bekommen zwei mit Spinat und Käse. Der Tee danach ist kostenlos. Die bewaldete Gegend und dazu das backen vor einem Häuschen am Strassenrand, erinnert uns an Mexiko.

Anamur ist eine mittelgrosse Stadt und wie bisher alle Städte in der Türkei, sehr sauber, mit guten Strassen.

 

26.04.2019
Heute fahren wir zur Ermenek-Talsperre. Ein eher unspektakulärer Ort. Morgens werden erst die Navis „gefüttert“, dann wir und nach dem Frühstück schwingen wir uns auf die Motorräder für die knapp 130 km. Geplant ist eine kleine Nebenstrecke. Zuerst fahren wir an einem Gebiet mit grossen Gewächshäusern vorbei.

Das Strässchen ist eng, kurvig und wird wohl gerade repariert. Der Belag ist schlecht und zum Teil nicht vorhanden. Um Staub zu vermeiden, wird das ganze befeuchtet und so ergibt sich eine rutschige Fläche. Langsam tuckern wir auf dem holprigen und matschigen Weg daher

Wir nehmen es als Übung, denn wer weiss, was uns auf der weiteren Reise noch so begegnet.

Nach einigen Kilometern erreichen wir eine gute Strasse.

Weiter geht es auf bestem Asphalt in die Berge, eine einsame Strecke mit kaum Verkehr. Hier macht das Fahren richtig Spass. Die Landschaft ist herrlich und lange Zeit kommt nicht mal ein Dorf. Auch durch drei Tunnel müssen wir fahren. Diese haben kein Licht und der Belag ist undefinierbar. Trockener Asphalt ist das nicht, sondern eine feuchte Fläche. Blind wie Maulwürfe rollen wir langsam durch die tiefe Dunkelheit. Es könnten ja Gegenstände herum liegen oder Schlaglöcher auftauchen. Am Ende des dritten Tunnels gibt es eine kurze Stelle Matsch mit Spurrillen, auf der die Enfield heftig hin und her rutscht, sich aber wieder fängt und dann sind wir wieder im Hellen. Brav gemacht Enfield.

Wir erreichen die Talsperre Ermenek. Der Strassenbelag wird schottrig, es gibt Schlaglöcher, aber das ist gut zu befahren. Wir fahren gemächlich und geniessen die tolle Aussicht. Die felsige Landschaft erinnert uns an BC in Kanada. Ohne Begrenzung geht es steil zum See runter, was einen wunderbare Sicht bietet, an der anderen Strassenseite ragen steile Felsen in die Höhe, die Strasse windet sich in Kurven und Kürvchen. Kurz vor Ermenek beginnt eine breite Schnellstrasse. Ermenek liegt an einem Berghang oberhalb des Stausees. Hinter dem Ort erhebt sich eine gigantische Felswand mit uralten höhlenartigen Behausungen.

27.04.2019
Die steile Felswand oberhalb von Ermenek erregt unsere Neugierde. Bei leichtem Nieselregen steigen wir rauf in die Altstadt. Hier stehen uralte, brüchige Häuser aus Stein und Holz, die aber zum Teil noch bewohnt werden. Wir treffen Ali, einen Einheimischen und fragen, ob es einen Weg nach oben auf den Felsen gibt. Ali spricht gut Englisch und hat Lust uns zu begleiten. Er zeigt uns den Weg zu einigen alten Höhlen. Wie alt diese sind und welche Geschichte diese haben, weiss er auch nicht, aber er ist hier aufgewachsen und hat schon als Kind dort gespielt.

Die Aussicht auf den Ort und den See sind herrlich, auch wenn der Nieselregen in Regen übergeht. Ziemlich nass kommen wir wieder unten in Ermenek an, wo wir uns erst mal mit einer leckeren Chorba, Bohnensuppe, aufwärmen.

28.04.2019
Heute fahren wir 300 km bis Sultanhani. Zuerst geht die Fahrt auf guter Strasse durch die Berge. Das Wetter ist sonnig und überall duftet es nach Frühlingsblumen und den blühenden Bäumen. Dann verändert sich die Landschaft. Wir fahren auf einer kahlen Hochebene, es gibt kaum Bäume. Es wirkt fast wüstenartig. Ein bisschen entfernt von der Strasse sehen wir Dörfer und dazwischen vereinzelte Bauernhöfe, die ärmlich wirken.

In Sultanhani gibt es eine Karawanserei, einen schmuddeligen Campingplatz mit einem sehr aufdringlichen, redseligen Betreiber. Die Karawanserei wird gerade saniert und überall stehen Baugerüste und Baumaterial herum. Schön geht anders.

Und wieder geht etwas kaputt. Annette:“ Das Objektiv meiner Olympos-Kamera funktioniert nicht mehr. Sucher und Bildschirm bleiben schwarz. Die Kamera ist erst 1,5 Jahre alt. Hat also noch Garantie.“ Olympos gibt es doch auf der ganzen Welt, da, sollte es doch Hilfe geben, oder…?

29.04.2019
Manche Orte verlässt man gerne. So wie Sultanhani. Heute geht unsere Fahrt auf schnurgerader guter Strasse zunächst Richtung Aksaray und dann ins Ihlara Tal.

Die ersten typischen Tuffsteinberge tauchen auf, in die uralte Behausungen eingegraben sind. Es gibt einen Parkplatz und grosse Busse. Wir begutachten das nur von aussen, weil wir nicht schon wieder Eintritt bezahlen wollen. Dann geht es weiter Richtung Göreme und zum Kaya Campingplatz. Die Sicht vom Platz auf die kappadokische Landschaft ist toll.

Hier könnte man auch gut wild campen, aber wir bevorzugen doch den Luxus, den der Platz bietet. Kochgelegenheit, Duschen, Waschmaschine und wir können auch unsere Sachen hier sicher stehen lassen, um ohne Gepäck mit den Motorrädern die Gegend zu erkunden. Aber an diesem Tag wandern wir einfach ein bisschen durch die schöne Landschaft und kaufen im nahe gelegenen Dorf ein.

30.04.2019
Schon vor Sonnenaufgang sitzen wir gespannt vorm Zelt, denn wir wollen unbedingt das Heissluftballonspektakel sehen. Morgens bei Sonnenaufgang fahren, so wie wir gehört haben, viele Ballons über die Landschaft….und von diesem Platz soll das super zu beobachten sein. Aber an diesem Morgen fährt kein einziger. Es ist etwas windig. Zu windig für die Ballons? Der heisse Kaffee schmeckt trotzdem und der Sonnenaufgang ist wunderbar.

Wir machen eine Rundtour durch Kappadokien. Lassen das Gepäck im Zelt. Wir fahren durch das schöne Dorf Mustafapasa. Immer wieder ragen diese spitzen Felskegel auf. Viele Kilometer fahren wir auf einer kargen Hochebene, mit starkem Wind.

Im Dorf Kaymakli besuchen wir eine unterirdische Stadt. Auch dafür hätten wir uns den Eintritt sparen können. Man muss quasi durch die engen Höhlen kriechen. Ein erdrückendes Gefühl, vor allem, wenn sich Massen von Touristen da durch quetschen und es weder vor noch zurück geht. Unvorstellbar, dass dort mal Menschen gelebt haben. Es wird uns irgendwann zu eng da drin und wir verlassen diesen Ort, ohne alles gesehen zu haben.

Auf dem Rückweg durchqueren wir das Dorf Ürgup und fahren auf extrem holprigem Kopfsteinpflaster steil hoch und runter und scharfe Kehren. Unangenehm, denn es herrscht reger Verkehr, durchmischt mit riesigen Reisebussen, die in Serpentinen den gesamten Platz beanspruchen. Die ganze Gegend ist eine extreme Touristenhochburg. Nach Ürgup gibt es wieder glatte Strasse. Uff.

So schön und interessant diese Gegend auch ist, wir haben die Nase voll davon. Wir haben das Gefühl, wir benehmen uns wie Touristen und nicht wie Reisende. Unser Motto war doch bisher, eher unbekannte Orte zu besuchen, und dort das Schöne zu entdecken. Meistens gibt es gerade dort die nettesten Begegnungen mit Einheimischen. Manche berühmten Orte möchten wir natürlich sehen. Pamukkale zum Beispiel und auch Kappadokien. Dass um diese Jahreszeit allerdings schon so viel los ist, damit haben wir nicht gerechnet. Also, ab jetzt wieder weg von den Touristenhochburgen.

Wieder auf dem Zeltplatz angekommen, brummt plötzlich eine kleine, bunte Vespa heran. Staunend sehen wir das Nummernschild: Australien. Margot und Brett sind zu zweit auf diesem kleinen Fahrzeug von Downunder, über Asien in die Türkei gereist und wollen weiter bis nach Norwegen. Sie bauen ihr Zelt neben unserem und der Abend ist gefüllt mit dem Austausch von Reiseerlebnissen und Tips für die weitere Fahrt. Wir verstehen uns auf Anhieb gut. Manchmal entsteht zwischen Menschen ganz schnell ein Draht. Margot und Brett haben den Iran durchquert und geniessen natürlich erst mal die Freiheit, Wein und Bier trinken zu können. Der Abend gestaltet sich feuchtfröhlich.

01.05.2019
Auch an diesem Morgen fahren keine Ballons. Schade. Nach dem Kaffee, packen wir unsere Siebensachen und verabschieden uns von Margot und Brett. 260 km bis Göksun liegen vor uns. Diese Strecke reicht für heute sicherlich, nach dem doch reichlichen Alkoholgenuss vom Vorabend incl. leichtem Kater am Morgen. Das Wetter ist uns zunächst hold, wechselt dann aber ab Kayseri zu heftigem Wind, der uns hin und her schüttelt. Die Strasse ist schnurgerade und die Gegend langweilig. In Pinarbasi geht es rechts in die Berge und wir hoffen, dass der Wind nachlässt. Diese Hoffnung wird nicht erfüllt. Im Gegenteil, der Wind wird böig und wirft uns hin und her. Manchmal herrscht plötzlich windstille, um dann an der nächsten Ecke um so heftiger und fast bösartig die Motorräder zu schubsen. Wir sind müde und kämpfen gegen den Wind und gegen die Müdigkeit. Die Enfield gibt sich in den Bergen die grösste Mühe so um die 90 km/h zu halten, schafft es aber nicht immer. Nach dem Motto: Alles geht irgendwann vorüber….erreichen wir am frühen Nachmittag Göksun. Ausruhen, essen, früh schlafen….Georg hat beim Fahren neuerdings das Gefühl, dass sein Lenker „hakt“. Das macht Sorge und wir planen einen kleinen Abstecher nach Gaziantepe. Dort gibt es mal wieder eine Yamahawerkstatt.

03.05.2019
Die Strasse nach Gaziantep ist fast perfekt zu nennen. Das Wetter ist sonnig, endlich mal kein Wind und eine schöne Strecke durch die Berge. Da wir ja zur Yamahawerkstatt wollen, beeilen wir uns ein bisschen und sind schon vor 12 Uhr in Gianzatep. Kurz vor dem Ziel winkt ein Mann am Strassenrand. Es ist Emre, der ein Geschäft mit Vespa-Rollern hat und zudem eine Touratech-Vertretung. Anscheinend hat er Motorradgeräusche gehört, geschaut und dann mal schnell gewunken? Er spricht perfekt Englisch, möchte etwas über uns und unsere Reise erfahren und Kaffee gibt es auch. Nach einem Abschiedsfoto fahren wir zur Yamahawerkstatt, die direkt um die Ecke liegt.

Die Tenere wird sofort ran genommen und das Lenkkopfkugellager wird ausgetauscht, welches George als Ersatzeil zum Glück mitgenommen hat. Auch das Gabelöl wird ausgetauscht. Und auch alle 4 Blinker, die ja abgebrochen sind und nur noch mit Panzerband befestigt sind, werden ersetzt. Dafür montieren die Mechaniker einfach von einer neuen Maschine im Ausstellungsraum die Blinker ab und schrauben sie an die Tenere. Als i-Tüpfelchen wird die Maschine noch gewaschen. Das ganze dauert 5 Stunden und wir gehen derweil etwas essen und vertreiben uns die Zeit mit sightseeing und im Cafe sitzen.

Gegen 6 Uhr ist die Tenere fertig. Der Geschäftsführer macht noch ein Foto von uns, den Maschinen und zusammen mit dem Mechaniker der sich sehr freut, das wir uns freuen und zufrieden sind.

Endlich können wir uns auf Hotelsuche begeben. Wir haben das günstigste der Stadt im Navi eingegeben. Der erste Versuch scheitert an einer Einbahnstrasse und danach fahren wir noch mal durch die kleinen Strassen in der City, durch einen Basar und das alles in stop and go und im quirligen Feierabendverkehr von Gianzatep, der sechstgrössten Stadt der Türkei. Irgendwann zeigt das Navi „rechts ab“, aber da ist nur eine steile Treppe. Wieder landen wir an der Einbahnstrasse und fahren diesmal einfach in die verkehrte Richtung hinein. An den entgegenkommenden Autos quetschen wir uns vorbei, niemand beschwert sich und so erreichen wir das Hotel. Bis wir uns eingerichtet haben, ist es schon dunkel. Wir suchen uns noch schnell etwas zu essen..auch wenn wir den Tag über gefaulenzt haben, hat es uns müde gemacht.

04.05,2019
Heute wollen wir zum Nemrut Dagi. Zum Berg der Götter. George ist erleichtert, denn das Problem mit der hakenden Lenkung ist beseitigt. Das ist sehr beruhigend. Auch die Federung der Vordergabeln fühlen sich besser an. Das blinkern macht wieder Freude, denn die Sorge, dass die Teile plötzlich herumbaumeln oder abfallen, ist weg. Die Strassen sind gut. Das Wetter ist prima. Hier bläst immer ein bisschen Wind, aber heute ist es gut zu ertragen. Je näher wir dem Nemrut kommen, desto schönere Ausblicke gibt es. Die Landschaft breitet sich endlos aus. Alles ist grün jetzt im Frühling. Ab und zu erhaschen wir einen Blick auf den Euphrat, der sich im Tal ausbreitet.

Es ist wieder mal eine WOW Gegend, durch die sich das Strässchen zum Dorf Kamrut hinauf schlängelt. Dort finden wir eine Unterkunft, 12 km vor dem Gipfel.

Im Dörfchen gibt es einen kleinen Laden, der aber fast nur Süssigkeiten, Chips und Getränke verkauft. Alles ist mit einer Staubschicht überzogen, ausser der Verkäuferin, die mit aufs Foto möchte.

Durch das Dorf führt das Strässchen hinauf zum Berg der Götter. Und so fahren Tags über viele Autos, Kleinbusse, aber auch grosse Busse durch das Dorf hinauf zur Aussichtsstelle und auch wieder runter. Ansonsten ist hier Natur pur. Man sieht nur ein paar kleine Bauernhäuschen, hört Esel schreien, Hähne krähen und Vögel zwitschern. Am nächsten Tag wollen wir den Berg der Götter besichtigen.

05.05.2019
Wir sind gespannt auf den Berg der Götter. Die Strasse ist gepflastert. Das sind viele Strassen hier, auch in Städten. Was für eine Arbeit, so viele Kilometer zu pflastern. Vor allem, warum? Es geht immer bergauf und bergauf und steil bergauf und es gibt scharfe Kurven. Irgendwann erreicht man einen grossen Parkplatz. Von dort darf man nur per kostenlosem Shuttlebus Richtung Gipfel fahren. Auch der Rest kostet keinen Eintritt. Die letzten Höhenmeter müssen zu Fuss erklommen werden. Es gibt Bänke zum ausruhen, denn der Weg ist steil und anstrengend. Oben auf 2150 m angekommen wartet die Belohnung. Die Aussicht ist atemberaubend und die Skulpturen der Götter und des Königs sind gigantisch. Wir genissen den Ort, ehe wir uns wieder auf den Rückweg machen.

06.05.2019
Morgens wachen wir mit rauschendem Regen auf. Aber der Himmel ist uns gnädig, so dass wir gegen 10 Uhr im Trockenen aufbrechen können. Wir erfahren, dass heute der Ramadan beginnt. Die Muslime dürfen für 30 Tage zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang nicht essen, nichts trinken und auch nicht rauchen. Was für eine Entbehrung und sicher auch für manchen Quälerei. Für die Gäste gibt es natürlich Frühstück wie immer. Im Hostel werden auch Souveniers ausgestellt und verkauft. Unter anderem auch Tücher.

Annette: „Zum Abschied schenkt der Hostelbesitzer mir ein terracottafarbenes Tuch. Das ist irre…ich habe das Tuch beim Frühstück angeschaut und gedacht, dass wäre das richtige Kopftuch für den Iran und zack….ich bekomme es geschenkt. George wünscht sich mehr offrod-Strecken. Ob auch sein Wunsch erfüllt wird?“ Unser Ziel ist Malatya. Über ein Nebenstreckchen sind das keine 120 km. Zuerst geht es wieder Richtung Nemrut Gipfel, aber dann biegen wir links ab. Zuerst ist die Strasse noch gepflastert, aber dann haben wir immer längere Schotterabschnitte. Also geht auch Georges Wunsch in Erfüllung. Die Strecke geht unglaublich steil hoch und unglaublich steil hinunter und immer wieder gibt es scharfe, enge Kehren, auch welche, die nur geschottert sind. Die Hinterradbremse der Tenere fängt bald an laut zu quietschen und funktioniert dann nicht mehr so richtig. Nach einer Pause, wo sich die Motorräder abkühlen können, funktioniert zum Glück wieder alles. Auf solchen Strecken muss man öfter mal Pause machen, um Bremsen, Kupplung, Öl etc. abkühlen zu lassen. Die Berge, Felsen und Aussichten sind unbeschreiblich. Mal fährt man durch tiefe Schluchten, dann wieder bieten sich Ausblicke in eine unendliche Weite. Immer wieder treffen wir auf Kuhhirten mit ihren Tieren, auf Männer, die auf Eseln reiten oder auch angebundene Mulis, die sich vor den Motorrädern erschrecken. Es ist, als fahren wir durch die Vergangenheit. Könnte sein, dass das unsere schönste Strecke ist, die wir bisher gefahren sind. Auf alle Fälle hat sie die steilsten Steigungen, die steilsten Abfahrten und schärfsten Kehren. Es macht Spass.

Nach 50 km erreichen wir eine gute Asphaltstrasse und rollen dahin bis Malatya.

Wegen dem Ramadan öffnen die Restaurants, aber nicht alle, erst kurz vor Sonnenuntergang und ganz schnell sind dann alle Plätze besetzt. Wir müssen uns sputen, um einen Platz zu ergattern.

 

07.05.2019
Unsere Strecke heute geht hoch in die Berge und dann zum Hazar See. Wir fahren flott bzw. quält sich die Himalayan so manche lange Steigung hinauf, um dann bergab wieder Schwung zu nehmen für die nächste Steigung.

In der Gegend hier werden Aprikosen angebaut. Wir sehen viele Plantagen und auch Stände an der Strasse mit getrockneten Früchten. Das macht uns Appetit. An einem Verkaufsstand halten wir, aber es ist kein Verkäufer in Sicht. Wir trinken Wasser und ruhen uns aus. Auf der Gegenfahrbahn, den Hügel der vierspurigen Strasse runter, erscheint in der Ferne ein Trecker. Ein bärtiger alter Mann ist der Fahrer und er winkt uns schon von weitem zu. Direkt gegenüber des Aprikosenstandes hält er an und steigt von seinem Trecker. Nun muss er noch die vierspurige Strasse überqueren, wo die Fahrzeuge so schnell fahren, wie bei uns auf der Autobahn. Auch die Leitplanke in der Mitte ist ein Hindernis, aber er schafft es unversehrt. Anscheinend ist er der Inhaber des Standes. Sicher können wir uns nicht sein, aber wir geben ihm das Geld für ein Pfund köstlicher Aprikosen und dürfen obendrein noch von den Loukumis probieren. Getrocknete Früchte und auch Nüsse, haben für uns den Vorteil, dass sie haltbar sind und nicht so schnell verderben, wie frische Ware. Wir haben ja keinen Kühlschrank und schnell ist etwas in den Koffern oder Taschen überhitzt oder zerquetscht. Tomaten werden zu Sosse, Bananen zu Brei…

Am Hazar See soll es Campingplätze geben. Es gibt sogar mehrere. Auf dem ersten kann man nur muffige Hütten mieten. Auf dem zweiten wird gerade für die kommende Saison das Gras gemäht und hier dürfen wir unser Zelt aufschlagen, mit Blick auf den See, ein paar Hühnern samt Hahn und einer grossen Spatzenschar. Es gibt keine Dusche und nur ein Stehklo und alles wirkt ein wenig verkommen, aber der Besitzer ist unglaublich freundlich. Und er hat doch tatsächlich in seinem Kühlschrank Bier. Nebenan ist ein kleiner Laden, wo wir Eier, Tomaten und Brot kaufen. Unser Abendessen. Da der Benzinkocher wieder zickt, leiht uns der aufmerksame Platzbesitzer seinen Gaskocher. Später bekommt jeder noch ein Gläschen Raki und geröstetete Sonnenblumenkerne geschenkt. Immer wieder überrascht uns die Gastfreundlichkeit, die uns so oft hier begegnet.

08-05-2019
Unsere Bremsbeläge müssen wohl oder übel gewechselt werden. Die Strecke zwischen Nemrut Dagi und Malatya hat den Belägen den Rest gegeben. Nur mit dem Motor bremsen reichte da nicht aus. Vor allem muss an Georges Tenere auch die Hinterbremse überprüft werden, die nach längeren Abwärtsstrecken manchmal nicht richtig greift. Das sollte in einer Fachwerkstatt überprüft werden.

Wir finden auf google…ja was wohl… eine Yamahwerkstatt in Diarbakyr. Wahrscheinlich werden wir am Ende der Türkei fast alle Yamahawerkstätten besucht haben.

Es sind nur gut 100 km bis dort hin. Wenn wir sofort dran kommen und die Mechaniker fix arbeiten, könnten wir es nach der Reparatur noch bis Batman schaffen, was noch mal ca. 100 km fahren bedeutet. Die Yamahawerkstatt finden wir auf Anhieb, aber sie ist geschlossen. Es ist 11 Uhr. Es ist doch kein Feiertag? Ein junger Türke kommt, setzt sich neben uns und meint, in 10 Minuten würde die Werkstatt öffnen. Wir warten und sitzen in der Sonne und gegen 12 Uhr kommt tatsächlich die ganze Crew und die Rolläden gehen hoch. Der Chef entschuldigt sich und sagt, wegen dem Ramadan würde die Werkstatt erste um 12 öffnen, aus Rücksicht auf die Angestellten. Die Unterhaltung findet per Handyübersetzer statt, denn niemand kann Englisch sprechen. Auf diesem Wege erklären wir auch, was wir wollen und wie erwartet, werden unsere Moppeds sofort in die Werkstatt gebracht. Die Bremsbeläge haben wir dabei. Für die Himalayan hatten wir noch in Thessaloniki bei Enfield Beläge besorgt. Es stellt sich heraus, dass es die falsche Grösse ist. Aber das 2. Ersatzpaar von George Tenere passt zum Glück auch auf die Himalayan. Die Kette bei der REH wird auch noch etwas strammer gemacht…und fertig. In der Zwischenzeit bekommen wir Tee und der Chef des Ladens fragt nach unserer Reise und erzählt von seinen Motorradreisen, die ihn schon bis Spanien führten. Alles per google-Übersetzer und Händen und Füssen. Die Zeit, bis die Bremsbeläge montiert sind, vergeht wie im Flug. Als wir bezahlen wollen, sagt der Chef, wir wären seine Gäste und er wolle nichts für die Arbeit haben. Wir sind platt und wollen ihm eine Summe geben, aber er lehnt kategorisch ab. Als Sahnehäubchen bietet er an, uns aus der Stadt zu geleiten und uns eine Strecke nach Batman zu zeigen, die etwas kürzer ist. Gesagt getan, er fährt ein paar Kilometer voraus und dann verabschieden wir uns von ihm.

Mit den Yamaha-Werkstätten in der Türkei, haben wir richtig gute Erfahrungen gemacht…aber wir wünschen uns, dass die Werkstattrundreise jetzt auch mal ein Ende hat.

In Batman müssen wir wieder Einbahnstrassen verkehrt herum fahren, damit wir das Hotel erreichen. Angewöhnen sollten wir uns das nicht…

09.05.2019
Von Batman fahren wir zunächst 37 km bis Hasankeyf. Dieser uralte Ort, wo es auch uralte unterirdische Behausungen gibt und archäologische Monumente, eine Burg, eine alte Brücke über den Tigris, soll demnächst in einem Stausee verschwinden. Das hübsche Dörfchen ist von riesigen Baustellen umzingelt. Bei manchen Häusern fängt die Baustelle direkt hinter dem Gartenzaun an. Die Baumaschinen dröhnen. Im Dorfzentrum selbst gibt es viele Geschäfte, die regionale Handarbeiten, Teppiche, Schmuck etc. verkaufen. Es gibt Cafes und Restaurants. Es finden Führungen statt. Damit verdienen sich viele Dorfbewohner ihren Lebensunterhalt. Nicht mehr lange…wenn alles im Wasser versunken ist, müssen die Bewohner auf den gegenüberliegenden Berg ziehen, wo ein ganz neues Dorf erbaut wurde. Jeglicher Protest der Einwohner war zwecklos, erfahren wir von einem Dorfbewohner.

Von Hasankeyf müssen wir fast bis Batman zurück, um dann Richtung Van zu fahren. Die Strasse führt in die Berge und die Gegend ist wunderschön. Leider wird die Strasse immer schlechter, es gibt viele Baustellen und auf dieser Strecke müssen wir Warnschilder vor schlechter Strasse und Geschwindigkeitsbegrenzungen ernst nehmen. Geflickter Asphalt, Schlaglöcher und aufgewölbter Strassenbelag, langsame und stinkende LKW, wie irre überholende Autos, immer mal wieder Kühe auf der Fahrbahn und deswegen auch mal tote am Strassenrand, fordern unsere ganze Konzentration. In Bitlis finden wir eine günstige Unterkunft. Bitlis ist eine kleine, düstere und eher ärmliche Stadt in den Bergen auf 1600 m und hat eine grosse Burg. Abends sitzen wir pünktlich vor einem Restaurant und warten hungrig auf den Sonnenuntergang.

10.05.2019
Von Bitlis starten wir Richtung Van. Das Navi leitet uns vom Hotel direkt eine sehr steile Strasse hinauf, die gerade saniert wird. Über Schlamm und Löcher quetschen wir uns an Baufahrzeugen vorbei. Aber die Hauptstrasse ist bald erreicht und es geht flott an Tatvan vorbei zum Van See. Hinter dem See erhebt sich schneebedeckt der Süphan Dagi und die Aussicht ist märchenhaft.

George: „Ich mache mir Gedanken über den Zustand meiner Reifen. 3000 km werde ich damit noch fahren können, und dann?“

Wir befürchten, dass es im Iran schwierig wird, passende Reifen zu bekommen und so beschliessen wir, in Van eine Werkstatt zu suchen. Uns ist klar, dass wir dafür ein paar Tage in Van verbringen werden.

Per goggle finden wir….nein, diesmal keine Yamahawerkstatt…sondern eine Motorradwerkstatt, die sich als kleine Bude herausstellt. George spricht mit dem Mechaniker und der setzt hurtig alle Hebel in Bewegung, um Reifen zu bestellen. Ein bisschen skeptisch sind wir, denn die Werkstatt ist winzig, und ganz schlicht, aber der Mechaniker lässt uns nicht mehr gehen. Er läd George auf sein Mopped und beide fahren, um das mit den Reifen abzuklären.

Sie fahren zu einer anderen Motorradwerkstatt, die viel moderner ist, aber auf google nicht zu finden war. Die Reifen sollen Montag oder Dienstag da sein. Bis zur iranischen Grenze sind es noch 100 km. Wir wollen die Zeit in Van nutzen, um an unserem Türkeibericht zu arbeiten.

Van ist eine Überraschung. Die Stadt ist sehr modern. Egal, wo wir hin gehen, überall gibt es unzählige Geschäfte. Hypermoderne Einkaufszentren neben Strassenzügen voller kleiner urtümlicher Läden. Immer wieder überdachte Gassen, wo es Gemüse, Früchte, Käse, Süssigkeiten, Haushaltsgegenstände, Stoffe, Bücher und und und zu kaufen gibt. Immer wieder Parks, wo man Tee trinken und sich ausruhen kann. Hier kann man Stunden lang laufen und entdeckt immer wieder neue interessante Ecken.

Unser Hotelzimmer ist günstig, hat sogar zwei Räume. Am Eingang hängen Plakate einer türkischen Tierschutzorganisation und es stehen gefüllte Futternäpfe für Katzen vor dem Hotel. Sehr sympatisch. Das haben wir bisher nirgendwo in der Türkei gesehen.

Die zahlreichen Restaurants sind wegen des Ramadans tagsüber geschlossen. Aber wir kennen das ja jetzt. Pünktlich kurz vor Sonnenuntergang ziehen wir los, um etwas zu essen zu bekommen. Danach ein zwei drei… Tee und Backgammon spielen. So lässt es sich gut aushalten.

14.05. 2019
Am Dienstag werden die neuen Mitas Reifen an der Tenere erfolgreich bei Anadolu Motosiklet montiert …was ein bisschen abenteuerlich ist und auch ungefähr 2 Stunden dauert.

Als Montiergel wird Altöl genommen, ehe George eingreifen kann. Das Öl verteilt sich auf den Reifen und wir entfernen es an einer Waschanlage mit dem Hochdruckreiniger. Empfehlenswert für Reisende ist daher diese Werkstatt leider nicht.

Am 15.05.2019 packen wir endlich unsere Sachen auf die Motorräder und fahren die 100 km bis zur kleinen Grenze Kapaköy. Aufgeregt, dass wir jetzt das Land wechseln und neugierig, was uns erwarten wird. Es ist wenig los und schnell sind wir durch die türkische Grenze. Annette: „Ich habe schon mein Kopftuch im Tankrucksack und rauche meine letzte Zigarette, ohne mich verstecken zu müssen.“ Die Iraner öffnen ein Tor, wir fahren hindurch und erfahren, dass man uns nicht in den Iran lassen will. Unsere Motorräder seien zu gross. Zu viel ccm. Um den Iran zu durchqueren, müssten wir die Motorräder transportieren lassen. Dafür sollen wir an die grosse Grenze bei Bazargan fahren. Wir wussten von diesem Gesetz mit den ccm, hofften aber, dass man uns durchlässt. Enttäuscht fahren wir wieder zurück zur türkischen Grenze.

Die Chance, in Bazargan dann doch mit den Motorrädern durch den Iran reisen zu können, nicht nur 7 Tage Transit, ist Null.

Wir haben für die Visa und die CdP im Voraus bezahlt. Viele Euros in den Sand gesetzt. Annette: „Ich habe mich umsonst Wochen lang mit dem Iran und der Reiseroute beschäftigt.“ Das ist nicht nur ärgerlich. Es macht uns auch traurig und erfordert von uns jetzt auch ein Umdenken, was die Reiseroute betrifft.

Von Kapiköy fahren wir Richtung Georgien. Als Entschädigung durchqueren wir auf meist guter Strasse eine Märchenlandschaft. Weite Ebenen oder leichte grüne Hügel, ab und zu Dörfer mit den hier typischen Blechdächern, in der Ferne schneebedeckte Gipfel. Kaum Verkehr und so können wir einfach nur die Landschaft geniessen. Als wir uns Igdir nähern, erhebt sich am Horizont der über 5000 m hohe Arrarat. Hier bleiben wir für eine Nacht.

16.05.2019
Von Igdir aus fahren wir durch das östliche Anatolien nach Kars. Immer durch das herrliche Hochland. Die Landschaft ist alpin und ist märchenhaft schön. Es gibt kaum Verkehr und die Strassen sind gut. Man sieht fantastische Felsformationen in unterschiedlichen Farbtönen, dann wieder breitet sich die frühlingshaft grüne Landschaft bis zum Horizont aus. Kuh- und Pferdeherden weiden entlang der Strecke oder befinden sich auch mal auf der Strasse. In diesem Gebiet leben Halbnomaden. Im Sommer ziehen sie mit ihren Herden durch die Lande, im Winter sind sie in den Dörfern. Man kann einfach das Motorrad rollen lassen und geniessen. An den schönsten Stellen machen wir lange Pausen und lassen die Landschaft auf uns wirken. Dieses Gebiet ist das bevölkerungsärmste der Türkei. Wir übernachten in Kars.

17.05.2019
Für diesen Tag haben wir Yusufeli als Ziel gewählt. Eine lange Strecke, aber ganz entspannt, wieder fast ohne Verkehr durch herrliche Landschaften. Eine lange Zeit geht es an einem Stausee entlang. Dann sehen wir gigantische Baustellen. Riesige Pfeiler am Berg. Was da genau gebaut wird, ist uns nicht ersichtlich. Es sieht aus, als sollte da eine grosse Brücke entstehen.

Rauf nach Yusufeli führt eine gewundene Strasse, die auch dort endet. Von dort geht es nicht weiter. Der Ort wirkt auf den ersten Blick romantisch. Es ist sehr heiß und schwül dort und ziemlich erschöpft und durstig, steigen wir von unseren Motorrädern. Es gibt kaum Hotels und da, wo wir nachfragen, ist kein Platz. Das haben wir bisher noch nicht erlebt. Vermutlich wohnen dort viele der Bauarbeiter von den Grossbaustellen in der Umgebung. Wir suchen weiter und finden ein Zimmer für 100 TL. Froh, überhaupt etwas gefunden zu haben, greifen wir zu, ohne das Zimmer vorher anzuschauen. Ein Fehler! Die Motorräder müssen wir in einer ganz engen Gasse parken, zwischen Hotelgebäude und dem dazu gehörenden Restaurant. Dieses liegt an einem Fluss, der unglaublich laut rauscht, so dass man sich fast nicht unterhalten kann. Das ganze Hotel ist ein halber Alptraum. Die Treppe in den 2. Stock ist irgendwie zusammengeschustert, aber wenigstens funktioniert das Licht. Im Zimmer ist die Decke verschimmelt, das Bad nur mit einem Vorhang abgetrennt und es riecht stark nach Urin. Wir bitten um ein anderes Zimmer und bekommen eins. Die Wirtin keucht und quält sich die Treppe hinauf, um uns ein Zimmer ohne Schimmel zu zeigen….aber in dem Zimmer funktioniert die Klimaanlage nicht, sagt sie uns. Auch hier ist das Bad nur mit einem halb abgerissenen Vorhang abgetrennt und vom Bett schaut man direkt auf das verdreckte Klo. Das gesamte Zimmer ist verdreckt und völlig ungepflegt. Zum Glück haben wir unsere Schlafsäcke und müssen nicht die eklige Bettwäsche benutzen.

Wir essen in dem Restaurant, welches zum Hotel gehört, das die Bezeichnung Hotel nicht verdient. Das Essen wenigstens schmeckt. Der Koch hatte sich schon am Nachmittag eine Zigarette von uns geschnorrt und kommt auch diesmal um sich ungefragt zu bedienen. Irgendwie ist das ein eigenartiger Ort und auch die Menschen wirken eigenartig und schroff. Fast schon beängstigend…so beginnen manche Horrorfilme, kommt uns in den Sinn. So was haben wir in keinem Ort der Türkei erlebt. Im Gegenteil, immer nur Höflichkeit, Freundlichkeit und auch die günstigen Unterkünfte waren von spitzenmässig bis (ab und zu) akzeptabel.

Nun ja, wir werden diese Nacht schon schaffen, sagen wir uns. Wir können uns entscheiden: „Fenster zu“ bedeutet: Gestank im Zimmer. „Fenster auf“ bedeutet: Laut rauschender Fluss. Wir entscheiden uns für das Rauschen. In dem Versuch, so wenig wie möglich mit der Bettwäsche in Kontakt zu kommen, wälzen wir uns noch eine Weile schlaflos herum, schlummern dann aber doch ein.

18.05.2019
Ziemlich früh werden wir wach. Keine Sekunde länger wollen wir dort bleiben. Wir packen unsere Siebensachen und tragen alles nach unten zu den Motorrädern. Bis wir starten können ist es fast 8 Uhr….der Hotelwirt schnarcht in der zugemüllten Rezeption. Es gibt keinen Kaffee, nichts.

Auf dem Weg raus aus dem Dorf sehen wir ein Schild: Campingplatz…700 m…stumm und ohne Kommentar lassen wir dieses Schild hinter uns.

Weiter geht es Richtung Georgien. Die halbe Strecke führt durch funkelnagelneue Tunnel auf perfekten Strassen ohne viel Verkehr. Wir fahren mehr in Tunneln, als unter freiem Himmel. In diese Strecke hat die Türkei sehr viel Geld gesteckt. Wir fragen uns, warum und finden keine Erklärung. Gegen Mittag erreichen wir die Grenze und sind gespannt, was uns in Georgien erwartet.

Fazit Türkei

Wir haben uns überall sicher gefühlt. Die Menschen, die wir trafen, waren überaus gastfreundlich und freigiebig.

Strassen und Verkehr: Die oft vierspurigen Hauptstrassen sind zum grössten Teil in einem guten bis. perfektem Zustand. In bergiger Gegend gibt es auf zweispurigen Hauptstrassen bergauf Überholspuren. Es gibt öfter mal Abschnitte mit Längsrillen, an die man sich gewöhnen muss. Es gibt zuverlässige Warnhinweise auf schlechte Strassenabschnitte.

Die Türken fahren gerne flott, auch in Ortschaften, halten sich nicht immer an Verkehrsregeln, aber es kommt eher selten zu gefährlichen Situationen. Augen auf im Strassenverkehr….wie überall.

Kleine Nebenstrecken sind mal asphaltiert, mal nicht…aber gut zu befahren. Es gibt sicher unzählige kleine Offroad-Strecken durch die Berge, die wir aber nicht ausprobiert haben.

Yamahawerkstätten Türkei: Sehr guter und schneller Service in Manavgat, Gaziantep, Diarbakyr.

Kosten: Stand April / Mai 2019 (Nebensaison): Für Campingplätze haben wir um die 8 Euro und für Hotels mit sicherem Parkplatz (Doppelzimmer mit Frühstück) zwischen 15,- und 25,- Euro bezahlt. Lebensmittel sind sehr günstig, vor allem auf Märkten. Essen in landestypischen Restaurants kostete uns mit Suppe, Hauptgericht und Getränken pro Person durchschnittlich 5,- Euro…und danach ist man wirklich pappsatt. Das landestypische Essen hat uns gut geschmeckt. Auch als Vegetarier kommt man gut zurecht, denn es gibt überall Bohnen- und Kichererbsengerichte, gegrilltes Gemüse, Pide mit Käse, Gözleme mit Gemüse, Salate…

Wir haben 44 Tage in der Türkei verbracht und sind eher langsam gereist, mit vielen Pausen. Wir haben nicht alles gesehen und sind überzeugt, dass es noch viele schöne Gegenden zu erkunden gibt.

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