Vom 27.02.2017 bis 01.03.2017 sind wir in Campeche. Um die Altstadt wurde 1688 nach Piratenangriffen eine meterdicke Mauer gebaut. Die Häuser aus der Kolonialzeit sind perfekt saniert und restauriert. Fast wirkt es wie eine künstlich dahin gestellte Stadt. Die Bürgersteige sind zum Teil einen Meter hoch. Da braucht man fast eine Kletterausrüstung.

Am 01.3. machen wir Zwischenstop in Escarcega, denn wir wollen zu den alten Mayaruinen Calakmul. Bei den steigenden Temperaturen um diese Jahreszeit, schaffen wir täglich höchstens 150 km am Tag, obwohl wir morgens früh zwischen 7 und 8 Uhr starten. Nach zwei Stunden wird es kochend heiß unterm Helm und dann lässt auch die Konzentration nach.

Auch auf den Hauptstrassen muss man mit tiefen Schlaglöchern rechnen. Zwar tauchen sie selten auf, aber wenn, dann plötzlich und manche könnten gefährlich werden. Daher ist konzentriertes, vorausschauendes Fahren unabdingbar. Trotz all dem macht das Reisen mit dem Motorrad grossen Spass. Bisher haben wir es keine Sekunde bereut. Und nur ab und zu beneiden wir Reisende in klimatisierten Bussen oder Autos….

Im Hotel YaKunah mieten wir ein Zimmer.

Das Hotel ist ein Familienbetrieb und wird von einem Ehepaar geführt. Zwei jugendliche Kinder, die Schwiegermutter und eine uralte, pflegebedürftige Oma, gehören dazu. Diese wird öfter mal in einem der Cabanas geparkt. Da kann sie dann auf dem Bett liegen und Fernseh schauen. Wir lagern bei der sehr freundlichen Familie für zwei Tage ein paar überflüssige Dinge ein, damit wir für unseren Abstecher nach Calakmul leichter unterwegs sind. Wir wissen nämlich nicht, was für Straßenzustände uns erwarten. Die Beschreibungen reichen von „gute Asphaltstraße“, bis „Schlaglochpiste“.

Denn die Ruinen von Calakmul befinden sich mitten im Dschungel in einem Naturschutzgebiet. Sie sind über eine 60 km lange Strasse, die durch dieses Gebiet führt, zu erreichen. 7 km nach der Abzweigung gibt es ein Camp, welches wir uns als Übernachtungsplatz für den 2. und 3. März ausgesucht haben

Das Camp liegt einsam und 700m von der Strasse entfernt und der Zuweg ist eine Naturpiste ohne jeglichen Belag. Zum Teil liegen Schotter, dicke Steine und Wurzeln im Weg und es geht ein bisschen hügelig rauf und runter. So was hatten wir nicht mal beim Endurotraining….die Herausforderung an unsere Fahrkünste steigern sich. Aber ohne Blessuren holpern wir bis zum Camp.

Empfangen werden wir von einem grossen, kläffenden Hund, der nur so tut, als ob er böse sei. Und von Fernando, der dieses umweltfreundliche Camp zusammen mit seiner Frau Lety vor 15 Jahren aufgebaut hat und dort lebt.

Wir bekommen ein Zelt mit gemütlichem Bett, welches unter einem Blechdach aufgebaut ist.

Es ist heisse Mittagszeit und im Wald ist es ganz still, nur die trockenen Blätter unter unseren Füssen rascheln und knacken. Manchmal rauscht der Wind durch die Bäume und bringt Erfrischung.

Jetzt brauchen wir erst mal einen Kaffee. Den bekommen wir im Hauptgebäude serviert, in dem Küche und Restaurant untergebracht sind. Es gibt selbst gerösteten Bio-Kaffee mit Honig aus eigener Imkerei. Der Honig ist köstlich. Der Kaffee ist Geschmackssache. Das Gebäude hat keine Außenwände, sondern nur Fliegengitter und man kann rundherum alles beobachten. Im Hinterhof rupft Laura, eine Mitarbeiterin, ein selbst gezogenes, frisch geschlachtetes Huhn. Das wirkt in dieser Situation gar nicht grausam, sondern passt einfach irgendwie in diese ganze Szenerie. Gekocht und gebraten wird über offenem Feuer.

Dann schauen wir uns den Rest des Camps an. Es gibt Komposttoiletten mit Kerzenbeleuchtung. Alle Hinterlassenschaften werden mit Erde zugedeckt. Dafür steht ein Eimer voll Torf und einer kleinen Schaufel neben dem Klo. Das ist erst mal gewöhnungsbedürftig, aber es gibt keine unangenehmen Gerüche und zudem spart es Wasser.

Das ist wichtig, denn es gibt keine Wasserleitung. Geduscht wird mit Regenwasser, welches man mit einem Becher aus Eimern schöpfen muss. Am besten bei Tageslicht, denn es gibt keinen Strom.

WLAN, Internet…Fehlanzeige. Zwei Tage und Nächte werden wir ohne Verbindung zur Aussenwelt verbringen. Über die offene Feuerstelle für gemütliche Abende wundern wir uns, denn der Wald ist total trocken und es gibt für den Notfall keinen Hydranten.

Wir richten uns im Zelt häuslich ein…

 

…und spazieren danach zu einem 25 m hohen Holzturm. Diesen hat Fernando gebaut und auch einen 2 km langen Rundweg durch den Dschungel. Wir erklimmen den leicht schwankenden Hochsitz und geniessen eine Rundumsicht über die Gegend….in jede Himmelsrichtung Wald und nur Wald.

Abends essen wir bei Gaslampenlicht. Was wohl? Klar, Hühnersuppe und hausgemachte Tortillas mit Tomaten, Zwiebeln und Bohnen…und Fernando hat Dosenbier. Eisgekühlt. Wie er das hinkriegt, verrät er nicht.

Aber er verrät uns beim „buenas noches“, dass nachts über dem Hauptgebäude eine Affenfamilie ihren Schlafplatz hat. Vor dem Lärm sollen wir nicht erschrecken…erklärt er augenzwinkernd.

Da wir am nächsten Morgen ganz früh zu den Ruinen fahren wollen, gehen wir zeitig schlafen. Ausserdem haben wir nur Taschenlampenlicht und kein Internet. Hier im Dschungel kommt auch die Hängematte zum Einsatz, die wir für die Reise geschenkt bekamen und das Solar-Aufladegerät. Beides funktioniert tiptop.

Gegen elf werden wir von unheimlichen Geräuschen aus dem ersten dahindämmern gerissen. Es hört sich an, als ob Gozilla direkt vor dem Zelt steht und nicht mehr lange warten wird, um uns zu zerfleischen…wir sitzen beide kerzengerade im Zeltbett. Dann dämmert es uns, was Fernando mit dem Lärm der Affen gemeint haben könnte. Das sind Brüllaffen und die brüllen so laut, wie eine Sirene. Nach 20 Minuten herrscht wieder Ruhe und wir legen uns wieder.

Eine Stunde später kommen Fernando und seine Frau mit dem Auto wieder. Die Affen fangen wieder an zu lärmen, als ob sie die Campbesitzer begrüssen wollen. Nur ganz kurz dauert das „Konzert“, aber wir sind wieder hellwach.

Irgendwann schlafen wir wieder ein, um gegen 3 Uhr wieder aus dem Schlaf gerissen zu werden. Die Affen müssen wohl um diese Zeit den Morgen einläuten, oder so ähnlich. Viel Schlaf bekommen wir nicht. Macht nichts. Brüllaffen live zu erleben, das hat man nicht alle Tage bzw. Nächte.

Am nächsten Morgen machen wir uns mit unseren Möppels auf den Weg zu den Ruinen. Die 700 m unbefestigten Weg schaffen wir diesmal schon besser. Die fast 60 km bis zu den Ruinen tuckern wir gemächlich dahin, denn immer wieder tauchen tiefe Schlaglöcher auf und das gleich mehrere aneinander.

Am Eingang zu den Ruinen ist ein kleiner Parkplatz und die Anlage hat schöne befestigte Wege, auf denen wir die Pyramiden und andere verfallene Gebäude besichtigen.

Es ist erlaubt, auf die Pyramiden zu klettern. In Chichen Itza war das verboten, weil dort vor Zeiten mal jemand in den Tod stürzte. Man muss schon vorsichtig sein, denn die Stufen sind zum Teil schmal und wenn man nicht schwindelfrei ist, kann einem beim Anblick zurück in die Tiefe schon mal schummerig werden. Ist man einmal oben, hat man einen grandiosen Blick über den unendlichen Dschungel. George ist mutiger. Ich schaffe es nicht bis ganz auf die Spitze der höchsten Pyramide.

Das archäologische Gebiet ist 100 km2 gross, aber nur ein kleiner Teil ist bislang freigelegt worden und für Besucher zugänglich.

Es ist faszinierend, sich auszumalen, wie hier vor tausenden von Jahren das Volk der Maya lebte. Über ihr Leben und den Untergang ist einiges bekannt, aber vieles liegt auch im Dunkel. Auch die Vorstellung, dass noch so viele Gebäude vom Dschungel überwuchert sind und welche Geheimnisse dort wohl noch verborgen sein mögen. Hier in Calakmul und an den vielen anderen archäologischen Stätten.

Den Abend lassen wir mit einem kalten Bierchen ausklingen. George setzt sich auf einen hohlen Baumstumpf und spürt plötzlich etwas an seinem Bein hinunter krabbeln….er springt auf und ein fetter, schwarzer Skorpion hockt neben seinem Fuss. Zum Glück hat er sich wohl nur gestört, aber nicht bedroht gefühlt. Er flüchtet, ohne zu stechen.

Die letzte Nacht im Dschungelcamp suchen sich die Affen einen Platz etwas weiter entfernt und das Gebrüll ist nicht ganz so laut, wie in der ersten Nacht. Vielleicht macht Georges Schnarchkonzert ihnen Angst? Leider bekommen wir sie nicht zu sehen. Morgens ganz früh verdrücken sie sich wieder in die Tiefen des Waldes.

Auch andere Waldbewohner hören wir nur, aber sie bleiben verborgen. Dafür steht einiges Getier in Einmachgläsern im Hauptgebäude…Schlangen, eine Fledermaus und etwas, das wie eine Affenfehlgeburt aussieht.

 

Am 04.03. und 05.03. übernachten wir noch mal in Escarcega im YaKunah, um unsere Sachen abzuholen. In Emilio Zapata am Rio Usumacinta bleiben wir eine Nacht. Die Stadt im Bundesstaat Tabasco hat ihren Namen zu Ehren des Revolutionärführers Emiliano Zapataa Salazar. Der Rio Usumacinta ist der wasserreichste Fluss in Mittelamerika und 1000 km lang. Wir beobachten ein paar Geier, die sich an einem Kadaver zu schaffen machen.

Am nächsten Tag fahren wir für zwei Nächte nach Palenque und übernachten im schönen, grünen Stadtteil La Canada. Die Stadt hat ein unglaublich schwülheisses Klima.

Am nächsten Tag besichtigen wir die alte Mayastadt, die mystisch im Dschungel liegt. Auch hier sind noch lange nicht alle Ruinen ausgegraben. Die Ausgrabungsstätte liegt in einem herrlichen Dschungelgebiet mit riesigen Bäumen und einem romantischen Fluss.

Am 09.03. machen wir uns auf in die Berge nach San Cristobal de las Casas.

(Das Video hat deutsche Untertitel die unter Einstellung aktiviert werden können)

Written by 

4 thoughts on “Dschungelcamp”

  1. Euer Reisetagebuch ist einfach toll, gut geschrieben und schöne Fotos. Macht viel Spaß zu Lesen. Ich freu mich schon immer wie es weiter geht.
    Gute Reise und Grüße aus Leverkusen
    Marga Weiser

    1. Vielen herzlichen Dank für die guten Worte. Wir erleben in Mexiko täglich so viel neues und spannendes und wir versuchen das fest zu halten.
      Ganz liebe Grüsse nach Leverkusen von
      George & Annette

  2. Hallo ihr beiden
    Bin wieder gerne mit euch gereist.Wuensche euch frohe Ostern und kann nicht glauben das ihr schon ein halbes Jahr unterwegs seid.Liebe Grueße Andrea

  3. Liebe Andrea, schön, von dir zu lesen. Ich hoffe, es geht dir gut. Ostern verbringen wir in Jalpan de Serra. In Mexiko ist Ostern das grösste kirchliche Fest, das aber ohne Hasen und Ostereier gefeiert wird. Ja, es ist schon über ein halbes Jahr, dass wir reisen. An das Ende mögen wir noch nicht denken….wir haben immer noch viel Freude am Vagabundenleben 🙂
    Dir / euch auch ein sonniges Osterfest und erholsame Tage und ganz liebe Grüsse von
    Annette & George

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.