Am 23.09.2016 erreichen wir Spanien. Wenn man von Südfrankreich an der Küste entlang fährt, kommt man ständig durch Ortschaften. Stop and Go am laufenden Band. Das ist sehr anstrengend. Nach der Durchfahrt von Mimizan erlauben wir uns noch mal Autobahn rund um San Sebastian, denn eigentlich wollen wir nur Landstrasse benutzen.

George und ich waren noch nie in Spanien. Also, das erste mal Spanien und das mit Motorrädern…wer hätte das gedacht. Es ist ein erhebendes Gefühl und wir trällern „Eviva Espagna..“ durch unsere Kommunikationsgeräte, als wir die Grenze passieren. Zum Glück kann niemand unseren schrägen Gesang hören, ausser wir beide.

Unsere erste Rast in Spanien erlaubt einen schönen Blick auf die Steilküste.

Abends übernachten wir auf dem Campingplatz Santa Elena bei Mutriku, der in den Bergen liegt. Bei der Anfahrt verpassen wir die Einfahrt, dürfen im Dorf noch eine Ehrenrunde drehen und somit „fahren durch enge, steile Kopfsteingassen“ üben.

Am Morgen (24.09.2016) weckt uns ein Eichhörnchen, welches am Stamm der dicken Pinie neben dem Zelt rauf und runter flitzt und dabei keckert. Solche niedlichen Wecker gibt es nur bei Übernachtungen in freier Natur.

An diesem Tag fahren wir bis nach Somo. Ein Badeort in der Nähe von Santander. Wir mieten uns in einem Hostal rural ein. Das sind Hostels in alten renovierten Häusern. Sehr schönes, geschmackvoll eingerichtetes Zimmer mit grossem Bad. Hier wollen wir für drei Tage bleiben, um den Frankreichbericht für unseren Blog zu schreiben.

Ausserdem soll es am nächsten Tag regnen und da ist es angenehm, einen trockenen Platz zu haben.

 Der Ort Somo hat viele Surfschulen und sieht aus, wie aus dem Boden gestampft. An den meisten Fenstern sind die Rolläden runter gelassen. Wahrscheinlich lebt dieser Ort nur in der Saison. Der Strand ist aber riesig und sehr schön.

 

Am 25.09.2016 schreiben wir den ganzen Tag an unseren Berichten über Frankreich. George auf Griechisch. Ich auf Deutsch. Das ist richtig Arbeit, aber es ist auch schön, in Gedanken noch mal all die Erlebnisse Revue passieren zu lassen. Und am schönsten ist es, den Bericht dann im Internet auf unserer Seite hochzuladen und zusammen mit George zu lesen und anzuschauen.

Zur Belohnung gehen wir abends lecker essen. Die Portionen hier in Spanien sind riesig und reichen dicke für zwei Personen.

 

Am Montag den 26.09.2016 fahren wir mit dem Boot von Somo nach Santander.

Bummeln durch die Stadt. Ich kaufe Shampoo. George sucht ein Kabel für seinen Rasierer. Wenn man mit dem Motorrad verreist, kann man shopping vergessen, da jedes Gramm mehr schon zu viel sein kann. Und wir haben echt viel und schweres Gepäck. Aber es ist auch ein gutes Gefühl, so minimalistisch zu leben. Zu merken, wie wenig man eigentlich täglich braucht und das viel auch schnell Ballast sein kann.

Immer wieder begegnen uns Wanderer mit Rucksack und immer wieder sehen wir am Strassenrand die Schilder: Camino de Santiago. Die Wanderer sind Pilger, die zu Fuss auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela laufen. Bewundernswert, wie die mit Sack und Pack so lange Strecken laufen. Vielleicht wäre Santiago de Compostela auch ein Ziel für uns.

 

Abends hat George Probleme mit der homepage und zu allem Unglück stürzt diese komplett ab. So viel Arbeit! Alles umsonst? Wir bekommen einen grossen Schrecken und sind beide total frustriert.

George rackert bis um halb 4 Uhr morgens und bekommt es wieder hin.

 

Wir bleiben daher noch eine Nacht in Somo, da George morgens total müde ist. Ausserdem muss er noch Feinheiten auf der homepage hinfriemeln. Es nieselt den ganzen Tag und so ist es angenehm, dass wir weiterhin einen trockenen Platz haben. Zuerst fette ich aus Frust unsere Schuhe ein, mache dann einen Spaziergang und schiesse ein paar trübe Fotos an diesem trüben Tag.

 

Wir bekommen einen Anruf von unserem Makler, dass unsere Wohnung in Wuppertal zum 01.Oktober vermietet ist. Super! All unsere laufenden Kosten in Deutschland sind jetzt gedeckt und es gibt sogar ein Plus in die Reisekasse.

Unsere Kinder haben Vollmachten und so kann Fabian den Mietvertrag unterschreiben. Das klappt reibungslos. Danke, Fabi!

Am Dienstag den 28.09.2016 brechen wir dann auf in Richtung Naturreservat Picos de Europa. Auf dem Weg liegt die Altamira-Höhle. Leider kann man die original Höhle nicht besichtigen, da die Atemluft der Besucher die Malereien zerstört. Wir besuchen das Museum und die nachgebildetete Höhle, in denen man keine Fotos machen darf. So richtig gelohnt hat sich das nicht.

 

Aber zum Glück müssen wir nicht mehr in Höhlen leben, müssen keine Feuersteine behauen oder Wild erlegen, sondern dürfen Motorrad fahren… und erleben unsere erste richtige Gebirgsfahrt auf spitzenmässigen Strecken mit atemberaubenden Ausblicken. WOW! Das ist richtig toll und macht echte Glücksgefühle.

Ich muss immer an die ADAC Kurventrainigs denken, die wir absolviert haben. Die haben sich echt …gelohnt, denn wenn man weiss, wie Kurven fahren mit dem Motorrad funktioniert, dann macht das auch Spass.

Der Campingplatz Cares in Posada de Valdeon liegt auf 1200m zwischen hohen Bergen ganz idyllisch.

In der Normandie hatten wir Wohnmobilisten zwei Gaskartuschen abgekauft und stellen jetzt fest, dass sie die falschen Ventile haben. Die passen nicht zu unserem Kocher. Fast wäre die Küche kalt geblieben, wenn sich nicht die Holländerin aus dem Wohnwagen nebenan bereit erklären würde, uns ein Süppchen zu kochen. Ganz lieb von ihr.

In Zukunft werden wir den Wisperlite mit Benzin betreiben müssen.

Im Campingrestaurant trinken wir abends eine Flasche Wein, tippen unsere Erlebnisse und fühlen: Das Leben ist schön!

Die Nacht wird wahrscheinlich die kälteste, die wir auf dieser Fahrt hatten. Wir sind gespannt, ob unsere Wollunterwäsche und die Schlafsäcke uns warm halten.

 

29.09.2016 Die Wollunterwäsche und die Daunenschlafsäcke haben uns mehr als warm gehalten. Nur der Kopf wurde irgendwann eiskalt. Und irgendwann in der Nacht raschelte der Wind ganz leicht permanent am Zelt, so dass es mich gruselt. Sind das Berggeister, die uns besuchen wollen? George geht todesmutig draussen pinkeln und meint, dass das einzig spektakuläre der Sternenhimmel ist. So schlafen wir mit eingemummelten Köpfen bis 8:30 Uhr.

Oben am Berg ist die Sonne schon aufgegangen. Auf dem Campingplatz ist alles noch kalt und liegt im Schatten. Temperatur: 8°C.

 

Wieder fahren wir durch schönste Berge und zweitweise auch durch ebene Gegend.

Bestellen in einem Restaurant das Menü des Tages, ohne zu wissen, was das ist, weil wir kein Spanisch verstehen. Reissalat und Schnitzel-Pommes. Lecker. Und das macht uns mehr als satt.

Ich habe das Gefühl, dass ich mich erkältet habe in der Nacht. Oder war es doch zu viel Wein?

Gegen Nachmittag wollen wir einkaufen, kommen aber eine lange Strecke nur durch kleine Dörfer, wo es keinen Supermarkt gibt. Oder wir übersehen die Gelegenheiten. Dann biegen wir ab und fahren in den Nationalpark Somiedo. Hier gibt es kaum noch Dörfer. Es geht wieder bis 1500 m hoch und ich merke, dass ich nicht mehr kann. Ich fühle mich schlapp und kränklich. Die Konzentration lässt nach und das ist gefährlich. Das Navi zeigt, dass der nächste Campingplatz 40 km entfernt ist und so suchen wir ein Zimmer.

Auf der Strasse begegnen uns noch zwei frei laufende Pferde mit einem Fohlen, die sich ein bisschen vor den Motorrädern erschrecken, vor uns her traben und es braucht ein paar Minuten, bis wir an den Tieren sicher vorbei sind. Ich denke, die Pferde laufen da oben genau so frei, wie die Kühe.

Die kleine Ferienwohnung, die wir mieten, ist nicht schön und etwas feucht. Aber sauber und bezahlbar.

Wir laufen später 2 km bis zum nächsten Dorf, wo es nette Restaurants gibt….und einen Supermarkt.

 

Am nächsten Morgen geht es mir wieder gut, dafür hat George das Gefühl, ihn habe die Erkältung erwischt. Wir starten und wollen abends in der Nähe von Lugo sein. Die Strecke führt überwiegend durch karges Gebirge. Eine Kurve an der anderen. Aber heute kann George die Kurven nicht geniessen.

Also suchen wir nach gut 100 km in Grandas de Salima ein Zimmer und landen in einer Pilgerherberge. Für 30 Euro ist es die günstigste feste Unterkunft seit Reisebeginn und wir buchen gleicht für 3 Nächte. Die Pilger, die abends eintreffen und früh am Morgen wieder los wandern, bieten interessante Unterhaltung.

 

Uns wird klar, dass es auch hier ganz im Süden Winter wird und wir wahrscheinlich nur noch selten im Zelt werden schlafen können.

Spanien Teil 2

01.10.2016  George fühlt sich weiterhin krank und wir bleiben in der Herberge.

 

Eine Einkaufstour im Dorfladen, ist die einzige Unternehmung an diesem Tag. Wir vergessen, dass Samstag ist und kaufen nichts für das Abendessen. Also gehen wir auswärts essen, wo es nur Hamburger gibt. Dafür aber mit rockiger Musik. Das mach gute Laune.

Wir überlegen, wie unsere Reise weiter geht. Dass wir gerne zelten, aber nur, wenn es nicht so kalt ist. Und wenn es nachts richtig kalt ist, wir eher ein Zimmer mieten möchten. Fragen uns, ob es im Süden wärmer ist, denn in Nordspanien wird es richtig herbstlich. Schade, denn die Gegend ist interessant und die Natur wunderschön. Und toll zum Motorrad fahren.

Am 02.10.2016 unternehmen wir einen Sonntagsspaziergang zum Nachbardorf.

Die City besteht aus einem einzigen Bauernhaus und das Dorf an sich auch. Am Wege steht ein kleines weisses Häuschen, aus dem es nach Holzfeuer und Gebackenem duftet. George fühlt sich an das Häuschen seiner Grossmutter erinnert.

Weite Berge. Kein Geräusch. Einfach Stille. Wo gibt es das noch heutzutage?

 

In der Ferne auf einem Hügel steht ein dunkelbrauner, kräftiger Bulle mit mächtigen Hörnern.

 Auf der anderen Weide, die Kuhherde. Nur mit Zoom kann man diesen Koloss fotografieren, denn durch den Zaun klettern und näher heran gehen, wäre sicher lebensgefährlich. Auf dem Rückweg ereifere ich mich darüber, dass man Bullen mit nur einem dünnen Elektrozäunchen nicht halten darf. Das wisse doch jedes Kind…später auf den Fotos sieht man…es ist eine Kuh. Aber das Euter ist klein und so aus der Ferne und ohne Brille, könnte man meinen, es sei ein anderer Hautbeutel. 🙂

Abends gehen wir zur Abwechslung in die andere Bar im Dorf essen. Es gibt schon wieder Hamburger, weil es das einzige auf der Speisekarte ist. Die Musik ist wie am Vorabend rockig und die Stimmung locker.

Später trinken wir zusammen mit dem Pilger John einen Wein. Er, ein Deutsch/Schotte, der in USA aufgewachsen ist und jetzt in Kolumbien lebt. Ein Mensch mit Reise-Gen. Immer auf Achse. Die Pilger sind immer schon früh auf ihrem Weg und so finden wir am nächsten Morgen ein Briefchen, mit guten Wünschen, e-Mail Adresse und einer Einladung, wenn wir in Kolumbien sind.

 03.10.2016  George geht es zum Glück am Montag wieder besser und wir reisen weiter. Da wir so ungeplant und schicksalsträchtig den Jakobsweg per Motorrad gepilgert sind, wollen wir auch das Ziel erreichen. Santiago de Compostela.

Das sind 230 km. Wir möchten am Nachmittag die Kirche und die Stadt besichtigen, daher brechen wir früh auf. Es ist herbstlich nebelig, aber nach ein paar Kilometern tauchen wir aus dem Nebel auf und eine grandiose Sicht bietet sich uns.

 

Wir machen nur ganz kurze Pausen.

 

Gegen 14 Uhr sind wir fast am Ziel. An einer Abzweigung liegt auf der Hälfte der Strasse dick Split. Anstatt einfach durch zu fahren, versuche ich anzuhalten und ich rutsche aus. Aber quasi in Zeitlupe, so dass ich noch abspringen kann und das Motorrad rutscht eher, als dass es fällt. Passiert ist nichts. George hilft mir, die Maschine aufzuheben. Alleine wäre ich verloren. So viele Kilos könnte ich alleine nicht stemmen.

Nicht mehr weit bis zur Pension, die wir im Navi eingegeben haben. Noch mal biegen wir falsch ab. Sackgasse mit Schotter. Einfahrt zum Hostel. Schotter. Alles geht gut, aber mir kommt es so vor, als begegnen uns Schritt für Schritt immer schwierigere Dinge, damit wir für die weitere Reise lernen.Nur Übung macht den Meister.

 

Mit dem Bus fahren wir in die Stadt. Durchstreifen die hübschen Gassen der Altstadt.

 

Je näher man der Kathedrale kommt, desto touristischer wird es. Stände und kleine Läden mit Pilgersouveniers. Viele Pilger, die hier ihr Ziel erreichen. Glücklich, es geschafft zu haben, aber auch müde und abgekämpft. Ganz sicher ist jeder stolz auf sich selber, diese Tortour gemeistert zu haben.

 

Wir hätten gerne noch mehr Fotos gemacht, aber die Batterie der Kamera war plötzlich leer. Die, die sonst immer ewig hält, gibt dort ihren Geist auf?

Später am Abend essen wir in einem Restaurant das Tagesmenü und fahren dann mit dem Bus zurück zu dem sehr gemütlichen Hostel.

 Am 04.10.2016 regnet es. Der Pilger Franz, den wir am ersten Abend in Granda de Salime kennen lernten, hatte uns geraten, nach Finisterra zu fahren. Zum Ende der Welt. Dort sei das echte Ende der Pilgerreise. Am Leuchtturm solle man etwas von sich verbrennen, dann im Atlantik baden. Am nächsten Tag sei man ein neuer Mensch.

Wir haben gut 100 km zu fahren. Der Regen lässt bald nach und in Finisterre scheint die Sonne. Im Navi haben wir die Adresse eines Hostels eingegeben. Der Weg führt uns durch das Dorf mit engen verwinkelten Gassen und direkt auf den Markt mit Marktständen. George meint, dass wir da durch fahren können. Der Markt zieht sich aber ewig hin und die Stände stehen immer enger. Zum Glück ist der Markttag fast zu Ende, so dass nicht mehr so viele Leute dort sind. Die, die dort laufen, gucken ziemlich verdutzt und auch leicht verärgert auf die zwei Motorräder. Uff, ich bin froh, als wir da durch sind.

Wir landen nach einigem Suchen in einer Pilgerherberge. Zimmer ohne Fenster, Geruch wie in einer Gruft, dafür nur 10 Euro.Es ist bisher das schlimmste Zimmer, welches wir mieten. Dafür hat diese Herberge die interessantesten Leute.

Nachdem wir uns umgezogen haben, machen wir einen Spaziergang zum Leuchtturm, der „am Ende der Welt“ steht. Unterwegs treffen wir Lea, die auch in der Herberge wohnt, und die hunderte von Kilometern den Jakobsweg gelaufen ist. Sie erzählt uns von ihren tiefgehenden Erlebnissen und Erfahrungen auf diesem Weg.

 Finisterra ist ein grandioser Ort und strahlt etwas mystisches aus.

Die Sicht dort ist etwas ganz besonderes. Ich habe den Eindruck, als ob ich die Rundung der Erdkugel dort sehe.

 

Fazit Spanien: Spanien hat uns mit seiner total schönen Natur überrascht. Überall war es sauber und es gab einen tollen Service. Die Preise waren in Ordnung.

Ganz besonders haben uns die Naturparks Picos de Europa und Somiedo gefallen, mit den sehr guten Strassen zum Motorrad fahren. Und natürlich Finisterra. Das Ende der Welt. Diese grandiose Aussicht auf den Atlantik.

Der Camino de Santiago hat uns in Spanien verfolgt, bzw. sind wir dem Pilgerpfad gefolgt, ohne dass wir es geplant haben. Einige interessante Bekanntschaften haben wir dort gemacht.

Wir hätten gerne noch mehr Landschaft erkundet in Spanien, aber es wird uns zu herbstlich dort und wir begeben uns nach Portugal.

Achso, übrigens, so sieht ein echter spanischer Bulle aus 🙂

 Teil 3: Südspanien

Am 14.Oktober fahren wir von Lissabon nach Südspanien. Huelva heisst der Ort. Wir haben ihn gewählt, weil es dort eine Honda-Vertretung gibt für fällige Inspektionen und in der Hoffnung, dort die gewünschten TKC70 Reifen für Annettes Möp zu bekommen. Das ist angeblich nicht möglich und so wollen wir uns die Reifen aus Deutschland nach Spanien schicken lassen…

Bis zum 20.10. 2016 bleiben wir in Huelva. Ein sympatischer Ort mit wenig Tourismus.

 

da es Verzögerungen wegen der Reifenbeschaffung gibt, fahren wir weiter nach Tarifa. Tarifa ist keine 20 km von Afrika entfernt. Ein hübsches Hafenstädtchen. Es liegt an der Meerenge von Gibraltar. Ein Surferparadies mit vielen Touristen und Zugewanderten aus Nordeuropa. So sind wir wenigstens schon mal näher an Afrika, denn es reizt uns, nun auf einen anderen Kontinent zu wechseln.

Wir mieten eine Hütte auf dem Campingplatz Torre da Pena. 6 km von Tarifa entfernt.

Die Beschaffung und Zusendung der Reifen allerdings entwickelt sich zu einer Odyssee, die uns einige Nerven kostet und erst am 29.10.2016 ihr Ende findet. Wir lernen aus dieser Situation, dass wir für die Zukunft Lösungen finden sollten, immer pünktlich frische Reifen zu haben, um nicht an Orten verharren zu müssen, an denen wir nicht so lange sein wollen..oder auch: Lernen, geduldiger zu sein. Wir werden Länder bereisen, wo die Uhren ganz anders ticken, als in Europa…

Wir unternehmen hier einige schöne Wanderungen, denn der in dieser Gegend ständige fast stürmische Wind ladet weniger zu Motorradtouren ein. Einen Tag besuchen wir Marbella. Wollen bei Honda einen Termin für die Inspektionen machen. Der Meister ist so freundlich und erledigt das sofort..zu einem unschlagbar günstigen Preis. In Deutschland hätten wir mindestens das dreifache bezahlt.

Vom Camping Torre de la Pena gelangt man direkt in schöne Naturschutzgebiete.

In den ersten Tagen unseres Aufenthaltes hier, wandern wir in ein Gebiet, in dem wir uns bei unserer Ankunft auf der Suche nach dem Campingplatz verfahren haben. Uns fiel auf, dass dort Vieh einfach frei herum läuft. Vom Pferd bis zum Schwein ist da nichts eingesperrt. Das war herzerfrischend zu sehen.

 

George nutzt die Wartezeit, und beginnt mit einem Video über unsere bisherige Reise. Das macht viel Arbeit und benötigt seine volle Konzentration. Ich kann ihm nicht viel helfen und unternehme alleine ein paar Wanderungen.

Am 24.Oktober führt mich schon morgens der Weg in ein Naturreservat, welches direkt hinter dem Campingplatz beginnt…

…zuerst entdecke ich den Briefkastenbaum. Hier in ländlicher Gegend Andalusiens gibt es oft keine Strassennamen. Die Adressen bestehen aus dem Hausnamen, der Strassenbezeichnung und der Zahl auf dem nächstgelegenen Kilometerstein. Also haben mehrere Häuser die gleiche Adresse, unterscheiden sich nur durch den Hausnamen. Dem Postboten wird also einiges an Sucherei erspart, wenn die Anwohner ihre Briefkästen unten an der Hauptstrasse befestigen.

 

Auch in diesem Naturschutzgebiet laufen Kuhherden frei herum. Damit sie nicht auf die Hauptstrasse entwischen, sind Metallstangen in die Strasse eingebaut, über welche Tiere nicht laufen, weil sie sich dort die Beine brechen würden.

 

Zuerst stehen noch ein paar Häuser am Wegesrand. Zwei bunte Schmetterlinge flattern vor mir her, bis sie sich auf einer Blume nieder lassen.

 

Im Wald auf einem Baumstumpf, entdecke ich ein Schild: Buddha…steht darauf und an Sträucher und Bäumen sind in Abständen gelbe Stofffetzen gebunden.

 

Sollen das Wegweiser sein? Ich folge den Stoffetzen und stetig geht es bergauf. Oben über dem Berg tauchen, wie so oft hier, Gänsegeier auf. Es sind sicher an die 50 Vögel, die da oben über dem Berg ihre Kreise ziehen. Ich sage mir: So lange es keine Pleitegeier, sondern nur Gänsegeier sind, ist alles in Ordnung.

Ich laufe immer weiter, über Stock und Stein. Der Weg besteht aus Geröll. Der Weg ist steil. Ich habe Durst und nichts zu trinken dabei. Es fängt an zu regnen. Die Luft ist schwül. Gibt es da nicht diesen schönen Sinnspruch: Wenn jemand dir Steine in den Weg legt, mach Limonade draus? Oder: Auch aus Zitronen, die auf dem Weg liegen, kann man etwas schönes bauen…..oder war’s genau umgekehrt? Der Durst verwirrt mich. Der Gedanke an Zitronen lässt mich noch durstiger werden.

Ich wandere weiter und weiter, immer höher und höher. Die Neugierde hat mich gepackt, was am Ende dieses Weges wohl zu finden ist. Nach einer gefühlten Ewigkeit sehe ich einen grossen Felsen rechts am Pfad, der in der Mitte einen Hohlraum hat. Darin sitzt ein goldener Buddha und die Bäume rundherum haben bunte Fähnchen. Hier hat jemand einen friedlichen Ort gefunden, den er mit anderen teilen möchte.

 

Von dieser Stelle habe ich einen genialen Blick über die Landschaft und vor allem auf die Meerenge, auf deren gegenüberliegender Seite sich die Berge Marokkos erheben. Da werden wir bald sein und unsere Reise fortsetzen.

 

Nachdem ich mich etwas ausgeruht habe, mache ich mich auf den Rückweg.

Ein Stückchen bergab sehe ich eine Kuhherde auf dem Weg. So toll ich es auch finde, dass sie ihre Hörner behalten dürfen, macht es mich einen Moment lang unsicher, als sich die Gehörnten und ich für eine Weile anglotzen.

 

Als ich meinen Blick nach oben lenke, sehe ich ganz nah über den Baumwipfeln und auch talwärts in meiner Höhe ein paar Geier kreisen. So riesig! Ich frage mich, ob Geier nur Aas fressen oder auch lebendige Menschen?

 Vor mir die Gehörnten, über mir die Geier. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als mutig weiter zu gehen.

Die Kühe fürchten sich mehr vor mir, als ich vor ihnen und spurten durch das Gebüsch davon. Die Geier segeln noch ein paar Runden über mir und folgen dann der Kuhherde.

Es regnet stärker und ziemlich durchnässt, aber erfüllt von den schönen Bildern im Wald kehre ich in unsere Hütte zurück und teile meine Erlebnisse mit George…und eine Tasse Kaffee auf der Terrasse vor der Hütte.

Von hier aus kann man die Kite-Surfer beobachten, denen der Regen anscheinend völlig egal ist.

Am 29.Oktober 2016 haben wir endlich alle Reifen zusammen, die wir haben wollten und die Reise kann endlich weiter gehen.

 

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9 thoughts on “Spanien”

  1. Hallo ihr beiden,
    ich lese mit großer Spannung euren Bericht, finde die Bilder und die Beschreibungen fantastisch (einige Bilder gegen Ende des Berichts werden hier nicht angezeigt) und freue mich mit euch über die wunderschönen Naturerlebnisse. Ja, es wird auch hier kalt ….
    Liebe Grüße
    Roswitha

    1. Hallo Roswitha, ich war noch am hochladen. Jetzt ist alles drauf, und ich muss nur noch die Fotos selber beschriften. Wir freuen uns, dass du und andere so interessiert seid 🙂 Das spornt an! Und es macht Spass.
      Wir müssen noch lernen, viel mehr und öfter Fotos zu machen.
      Ganz lieben Gruss von George und Annette

  2. Hallo Anna und George,
    habe wieder mit wachsender Begeisterung euren Bericht gelesen und mit Hingabe die Bilder angesehen. Es sind wunderschöne Motive zum Staunen, Schmunzeln und Be-Wundern. Meine Wanderlust wächst, wenn ich die Pilger sehe. Ich war schon mal in Santiago de Compostela bei einer Busrundreise durch Portugal mit Abstecher dorthin – doch das ist etwas völlig anderes. Selbst ihr mit dem Motorrad erlebt den Weg dorthin viel intensiver. Aber eins ist gleich: die Kathedrale ist IMMER eingerüstet :-))
    Liebe Grüße und weiterhin viele schöne Erlebnisse
    Roswitha

    1. Liebe Roswitha, es freut uns ungemein, dass dich unsere Berichte begeistern. Wenn ich die Pilgerer sah, musste ich oft an dich denken, weil du doch so gerne wanderst. Witzig, dass die Katedrale immer eingerüstet ist. 🙂 Die hatten sogar einen Aufzug in das Gerüst integriert. Wahrscheinlich ziemlich bröckelig, das alte Gemäuer 🙂
      Ja, für uns war es schon etwas besonderes, quasi mit dem Motorrad zu pilgern, an diesen Orten zu sein und diese Menschen zu treffen-
      Liebe Grüsse nach Münster von George und Anna

  3. Hallo George
    ich habe versucht zu lesen, aber mein Griechisch besteht aus 3 Wörtern: kali mera, efcharisto, kali nichta :-))) Aber ich habe alle Fotos angeschaut und das war sehr spannend, denn es sind teilweise ja noch andere als bei Anna. In Santiago habe ich einen Bekannten entdeckt ;-)) Na ja, wahrscheinlich nur eine gewisse Ähnlichkeit …
    Weiterhin alles Gute und genießt jeden Augenblick!!!!!!!
    Liebe Grüße aus dem herbstlich-warmen Münster

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